Dienstag, 2. Juni 2015

Bücher verlegen jenseits der Massenpfade? Du bist ja bekloppt!


Ich glaube, dass es schon immer Autoren gab, die Freude am Layouten hatten, denen es Vergnügen machte, nicht nur eine Geschichte zu schreiben, sondern sie auch nach ihren Vorstellungen zu "verpacken". Sicher, die Mehrheit war das noch nie. Dass sich in Zeiten des "Selfpublishing" langsam die Einsicht durchzusetzen scheint, das eine tun zu können und das andere nicht mehr lassen zu müssen, ist immerhin eine hoffnungsfrohe Entwicklung.

Als ich vor fast drei Jahren den Thoni Verlag gründete, erklärten mich alle für bekloppt. Klar, ich hatte einen ziemlich guten Vertrag bei einem großen Publikumsverlag, die Auflage meiner Romane ging in die Hunderttausende - auf den ersten Blick eine Erfolgsstory. Und das alles wollte ich aufs Spiel setzen? Aber war mein Schreiben eigentlich noch das, was ich mir einst gewünscht hatte als Schriftstellerin: Geschichten zu erzählen, die es mich drängte, zu erzählen? Wollte ich tatsächlich immer die gleiche Suppe anrühren, weil sie den Lesern vorgeblich so gut schmeckte, endlose Diskussionen über Dinge führen, die für mich unverzichtbar, aber für "die" Leser angeblich nicht wichtig waren? Übers Cover, den "richtigen" Titel, über Figuren, die zu kompliziert, zu negativ, zu literarisch, zu philosophisch waren und noch dazu die fürs ideale Cover falsche Haarfarbe hatten? Nein, wollte ich nicht.

Noch nie war es so einfach, sich verlegerisch auf eigene Füße zu stellen - wenn man denn die Herausforderung annimmt und sich den Aufgaben stellt, die das Verlegen nun mal mit sich bringt. Für mich waren eine Gewerbeanmeldung, die Verfügbarkeit im Barsortiment und die Pflege meiner Daten im VLB genauso wichtig wie das Kümmern ums "Digitale", die Sichtbarkeit in den Social Media, Verlagswebsite, Blogs, Newsletter. 

eBook oder Print - das ist und war für mich nie bloß eine Frage des Geschmacks; beides halte ich für unverzichtbar. Obwohl ich mit "e" startete, stand "p" von Anfang an auf der Agenda. Nach drei Jahren (und ziemlich viel Arbeit) kann ich jedenfalls sagen, dass sich Bücher auch jenseits der Massenpfade profitabel verkaufen lassen, und dass die "Holzklasse" daran einen erfreulich hohen Anteil hat. Bis heute verzichte ich auf das Endkundengeschäft, d. h. meine Bücher werden nur über Buchhandlungen oder Amazon verkauft; die eBooks laufen (mit Ausnahme der KDP-Ausgaben) über Distributoren. Als Verlag hat man nämlich nicht nur die Möglichkeit, kostengünstig an ISBN-Nummern zu kommen, sondern kann auch Angebote für professionelles Print on Demand nutzen, wie ich es beispielsweise mit dem Barsortimenter KNV tue. Außerdem erscheinen die Bücher auch in den Amazon-Shops unter dem Verlagslabel.

Natürlich setzt ein solches Vorgehen die intensive Auseinandersetzung mit den Aufgaben eines Verlegers voraus, vor allem, wenn man (wie ich) auch für die Druckvorlagen verantwortlich zeichnet. Das kostet viel Zeit, ist aber auch auf eine wunderbare Weise kreativ! Fragte man mich heute, ob ich meinen Schritt in die "doppelte Selbstständigkeit" bereut habe, kann ich klar mit NEIN antworten. Schon nach einem knappen Jahr war der Verlag in den schwarzen Zahlen. Unlängst habe ich sogar einen Übersetzungsvertrag für meinen Roman "Der Garten der alten Dame" abgeschlossen, und ich hoffe, dass das Buch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft vor allem auch in England verfügbar sein wird, wo es sich jetzt schon in der deutschen Ausgabe recht ansehnlich verkauft.  

Ein Manko, mit dem sich allerdings jeder kleine Verlag herumschlägt, ist die mangelnde Sichtbarkeit im großen Getriebe des Buchmarktes und die durchaus zähe Akzeptanz im stationären Buchhandel. Dass sich die Grenzen zwischen Verlagsautoren, Selfpublishern, aber auch Klein(st)verlegern immer mehr verwischen, führt natürlich auch dazu, dass es zunehmend schwieriger wird, jenseits der beliebten und massentauglichen "Genreliteratur" Leser und Bücher zusammenzubringen.
Wie oft habe ich es als Leser schon bedauert, dass ich nur durch Zufall auf wunderbare (weil für meine Bedürfnisse passende) Lektüre stieß! Aber wer weiß, welche kreativen Ideen da in Zukunft noch ausgebrütet werden ... Ich bleibe Optimist.
 
Zum Schluss ein kleiner Einblick ins aktuelle Verlagsgeschäft :)

"Krimis zur Kriminalistik": Unter diesem Label erscheinen meine überarbeiteten und neu editierten historischen Krimis 
 

Die Spitzentitel: Krimis und der poetische Roman "Der Garten der alten Dame" in vier Ausgaben

Mit Worten Bilder malen ... Geschenkbücher aus dem Thoni Verlag

Bücher jenseits der Pfade ... (Die kriminalistischen Spaziergänge (rechts) erscheinen im Laufe dieses Jahres)

Buchmesse Frankfurt - Fotografische Inspiration ...
 
Gewinnspiele, Aktionen und Neues aus dem Verlag und von der Autorin gibt`s im Newsletter.

... und hier ist der sehr lesenswerte Artikel von Matthias Mattig, der mich zu meinem Kommentar inspiriert hat.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen