Sonntag, 7. April 2013

... und es hat mir den Atem verschlagen -

Wenn man ein Buch in die Welt lässt, bekommt man in der Regel auch Feedback, das von Begeisterung bis Verriss gehen kann. Übers Lob freut man sich, die Negativmeinungen nun ja, schluckt man. Irgendwie. Lesen ist subjektiv, und Gefühle der Leser sind zu respektieren. Trotzalledem: Es gibt Menschen, deren Kritik einem besonders nahegeht, und über deren Lob man sich "wie Bolle freut". Weil ihre Stimme fürs Selbst wichtig ist, subjektiv, weil man den dahinter stehenden Menschen mag, oder objektiv, weil er aus der Fachlichkeit heraus urteilt. Manchmal trifft beides zusammen, und das sind Momente, in denen man als erwachsener Mensch wie ein Kind durchs Zimmer hüpft. Ich bekam ein solches Lob für meinen bebilderten Lyrikband "Singende Vögel weinen sehen" mit Datum vom 12. März dieses Jahres, ein persönlicher Brief des von mir sehr geschätzten Lyrik-Verlegers Theo Czernik. Er hat mir freundlicherweise erlaubt, den Brief zu veröffentlichen. Herzlichen Dank dafür!


Liebe Frau Hahn,

Sie haben Lyrik auf den Punkt gebracht, in Wort und Bild. Genau genommen möchten wir alle nichts anderes und schießen doch übers Ziel hinaus. Zu viele Worte, oft der gleiche Sinn und nur an eine andere Zielgruppe gedacht, klug, zu klug, dumm, eitel. Ein Gedicht sollte wie Atemholen sein, selbstverständlich. Ich suche diese Gedichte, aber es werden immer weniger. Ich habe vor einigen Tagen mit Johanna Anderka auch über die Qualität gesprochen und mir dann die Bücher aus den 70er und 80er Jahren aus dem Schrank geholt, und es hat mir den Atem verschlagen - das waren noch Gedichte! Heute muss ich zehn Manuskripte weglegen, weil ich nichts besonders Lesenswertes darunter gefunden habe. Eine neue Generation! Oder ich bin zu alt! Und jetzt liegt Ihr Bändchen vor mir. Ein wunderbarer Gedanke und der verwirklicht! Ich kann Sie dafür nur beglückwünschen.

Es grüßt Sie ganz herzlich
Ihr Theo Czernik

Czernik-Verlag/Edition L

2 Kommentare:

  1. Liebe Frau Hahn,

    da können Sie wirklich stolz drauf sein; herzlichen Glückwunsch! Leider ist Herr Czernik am 3. Juni verstorben; wir "Dichtervolk" sollten zusehen, dass wir in seinem Sinne weiterarbeiten.

    Herzliche Gräße von Petra Hahn-Wiechert

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    1. Liebe Frau Hahn-Wiechert, haben Sie Dank für Ihren Hinweis. Ich kann es kaum glauben, denn erst Ende Mai habe ich ihm noch einen Brief geschrieben. Ja, weiterarbeiten - und an ihn denken. Liebe Grüße

      Nikola Hahn

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